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Antonowytscha Str, 31,
79018 Lwiw Ukraine

Lemberg / Lwiw - ist Vielvölkerstadt

Historisch gesehen wurde Lemberg / Lwiw als eine Stadt mit der Mehrheit der russinischen Bevölkerung gegründet. Doch schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts, nach dem, als Lemberg zur Hauptstadt des Fürstentums Halytsch-Wolhynien wurde, erscheinen auch andere nationale Minderheiten, nämlich armenische und deutsche. Nach dem Eintritt Lembergs zum Königreich Polen, besaßen die Polen und die Deutschen die Mehrheit der Bevölkerung, später aber haben sie assimiliert. Damals wurden das armenische und jüdische Viertel gebildet, die eine teilweise Selbstverwaltung hatten. In der Zeit der österreichischen Herrschaft blieb die ethnische Situation ähnlich. 1900 waren etwa die Hälfte der Einwohner Polen, ein Viertel Juden und 30.000 Ruthenen, d.h. die damalige Bezeichnung für die Ukrainer. In der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts waren Polen die meiste Bevölkerung, etwa ein Drittel - Juden, über ein Zehnten - Ukrainer. Nach dem Holocaust und nach der Aktion Weichsel sind in Lemberg praktisch keine Juden und Polen mehr geblieben. Als die Sowjetregierung an die Macht kam, stieg der Anteil der Russen wesentlich. Mit der Industrialisierung bereicherte sich die Bevölkerung der Stadt mit den Ukrainern, die aus verschiedenen Gebieten kamen.

Heute leben in der Stadt fast ausschließlich die Ukrainer, aber auch Russen, Weißrussen und Polen.

Armenier

In Lemberg  sind die Armenier in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erschienen. Sie litten unter Mongolen-Tataren und deswegen sollten sie flüchten. Das Fürstentum Halytsch-Wolhynien gab ihnen Schutz, Unterkunft und Arbeit. Sie haben auch Vieles mitgebracht. In der Zeit belegten einen bedeutsamen Platz der Handel mit dem Osten – die Türkei, der Iran, Ägypten. Dieser Handel stand völlig den Armeniern zur Verfügung. Sie haben nicht bloß verkauft, sondern waren auch Handel-Dolmetscher, mit Hilfe von denen Kontakte zwischen ausländischen Kaufleuten in Lemberg zustande kamen. Heutzutage bleibt Vieles in der Stadt, was an die frühere armenische Bevölkerung erinnert: prächtige Armenische Kathedrale, mehrere armenische Häuser, Armenische Straße im Zentrum der Stadt.

Deutschsprachige Bevölkerung

1772 fiel die Stadt mit der ersten polnischen Teilung an Österreich. Lemberg wurde Hauptstadt des Königreichs Galizien und Lodomerien und viertgrößte Stadt im damaligen Österreich. Anfangs wollte Kaiser Joseph II., wie in seinem gesamten Herrschaftsbereich, die deutsche Sprache als Verwaltungssprache durchsetzen. Das hat ihm eigentlich gelungen. Am 17. September 1781 erließ Josef II., nunmehr Kaiser von Österreich, das Ansiedlungspatent. Es erlaubte den auswärtigen auch die Ansiedlung auf dem Lande und wurde ergänzt durch das Toleranzpatent, in dem den Protestanten die religiöse Duldung ausgesprochen wurde. In den folgenden Jahren wanderten daraufhin tausende, meist aus der Pfalz stammende, Familien nach Galizien ein und siedelten sich hier meist in neu gegründeten Ortschaften als deutsche Gemeinschaften oder in den Städten als Handwerker an.

Polen

1356 erhielt die Stadt vom polnischen König Kasimir dem Großen die Magdeburger Stadtrechte, deutsche Bürger, Juden sowie auch Christen, siedelten sich an. Im selben Jahr erhielten die Armenier Privilegien von Kasimir III. Die Amtssprache war nun fast 200 Jahre lang Deutsch. Dann  kam die Stadt wieder unter die Krone Polens. Von 1375 bis 1772 war Lemberg Hauptstadt der polnischen Wojewodschaft Ruthenia, einer administrativen Einheit der Adelsrepublik Polen-Litauen. Nach der 3.Teilung Polens (1795) wurde "Westgalizien", 1846 die Republik Krakau/Kraków an das Königreich angeschlossen. Ab 1868 bestand weitgehende Selbstverwaltung mit polnischer Unterrichts- und Amtssprache, polnischem Statthalter und Minister für Galizien in Wien sowie regem geistigem Leben (polnische Universitäten in Lemberg und Krakau). Die galizische Landeshauptstadt verfügte über eine Universität und ein Polytechnikum, beide mit polnischer Unterrichtssprache, vier polnische, ein deutsches und ein ruthenisches Gymnasium.

Juden

Juden siedelten in Lemberg, kurz nach der Gründung der Stadt um etwa 1256 und sind seit langem eine große und einflussreiche nationale Gemeinschaft, die viele berühmte Persönlichkeiten der Wissenschaft und Kultur hervorgebracht hat. Sie wanderten aus dem südöstlichen Europa und Byzanz. Der Umzug in die Stadt der aschkenasischen Juden, insbesondere aus Deutschland, hat den osteuropäischen Charakter der städtischen Gemeinschaft geprägt. Bis zum 18. Jahrhundert gab es in Lemberg zwei verschiedene jüdische Gemeinden, eine im jüdischen Viertel von Lemberg und andere im Vorort der Stadt. Diese Gemeinden haben unterschiedliche Synagogen besucht, bloß der Friedhof war gemeinsam.

Am Vorabend des Holocaust waren etwa ein Drittel Juden (100 000). Bis zu den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts lebten in Lemberg mehr als 30 000 Juden. Moderne jüdische Gemeinde von Lemberg hat sich durch Abwanderung und Assimilation verringert, und beträgt ca. 2000 Mitarbeiter. In der Stadt befinden sich jüdische Organisationen und Gemeinden der Gläubigen.

Griechen

Die Griechen kamen nach Lemberg ziemlich spät, sie hatten starke Konkurrenten - Italiener, Armenier und Juden, die für Griechen Eingang zum polnischen Markt beschränkten. Von Mitte des 15. Jahrhunderts bis Anfang des 16. Jahrhunderts in Finanzbüchern der Stadt waren ca. 700 der griechischen Käufer fixiert.

Über die Umsätze und Bedeutung der griechischen Einfuhr am besten zeugen die Finanzberichte des Zollamtes. 1544 die konsulatische Residenz von Polen in Konstantinopel berichtete, dass von Insel Kreta durch Moldawien nach Lemberg 130 Kufen (1 Kufa  - Fass ca. 40 Eimer  - von 400 bis 800 Liter) von Muskateli und griechischen Malvasia importiert wurde.

Die Griechen kamen nach Lemberg aus Chios und Candia. Noch früher als von Chios entstanden in Lemberg die Griechen aus Kreta. Und genau aus Kreta stammt der berühmte Constantine Corniaktos – griechischer Käufer, Patrizier und Mäzen von Lemberg.

Im Jahre 1576 - nach 6 Jahren, als er nach Leopolis kam, geling ihm vom König das Recht für Zollsammeln in folgenden Ländern des Königreichs bekommen: Lodomerien, Land um Kyjiw, Podolien, Podlachien, Chelm Land und Galizien. 1571 ist er adelig geworden und besorgte für sich das Städtchen Kulikow (bei Lemberg) und Dutzende Dörfer. 1580 baute er einen Palast auf dem Marktplatz. Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde Corniaktos zum reichsten Bürger der Stadt.

Und auch heute, wenn wir uns auf einen Spaziergang durch die Stadt Lemberg begeben, hören wir aus allen Seiten mehrere Sprachen: Polnisch, Russisch, Deutsch, Englisch. Sie verflechten sich mit dem ukrainischen Geist, und erlauben uns nicht historische interkulturelle Vergangenheit der Stadt Lemberg zu vergessen.