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Chotyn

Chotyn ist eine Kreisstadt im Gebiet Czerniwzi. Sie liegt am rechten Ufer des Dnister, 69 km nordöstlich von Czernowitz und in der historischen Landschaft des nördlichen Bessarabiens in einer üppigen wald- und wildreichen Umgebung. Die Einwohnerzahl beträgt 11.124 Menschen (nach der Volkszählung 2004).

Wegen seiner strategisch günstigen Lage spielte Chotyn eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Ukraine, der Moldau, Polens, des Osmanischen Reiches, des Russischen Reiches und Rumäniens. Im 10. Jahrhundert gehörte Chotyn zur Kyjiwer rus', nach deren Zerfall zum Doppelfürstentum Halytsch-Wolhynien und seit 1373 zum Fürstentum Moldau. Im 16. Jahrhundert kam die Stadt kurzzeitig unter polnische, dann wiederum unter moldauische Herrschaft. 1711 wurde die Gegend von Chotyn unmittelbar dem Osmanischen Reich unterstellt, Großwesir Mustafa Bairaktar wurde dort geboren.

1769 wurde Chotyn von den Russen, 1788 von den Österreichern, 1806 wieder von den Russen erobert. Mit dem Freiden von Bukarest fiel Chotyn 1812 an das Russische Reich (Gouvernement Bessarabien), dem es bis 1918 angehörte. Nach einer kurzfristigen österreichischen Besatzung (8. März bis 10. November 1918) kam die Stadt, als Teil Bessarabiens, zu Rumänien. Dagegen erhob sich die Bevölkerung vergeblich im Aufstand von Chotyn im Januar 1919. Am 28. Juni 1940 wurde Chotyn sowjetisch besetzt, nach Ausbruch des Russlandfeldzugs wieder rumänisch (1941 - 4. Mai 1944). Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Stadt an die Ukrainische SSR, heute gehört die Stadt der unabhängigen Ukraine an.

Chotyn war ein bedeutendes jüdisches Zentrum mit rund 19.000 jüdischen Einwohnern (auf eine Bevölkerung von 35.000), 36 Synagogen und berühmten jüdischen Schulen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es kaum Ukrainer in der Stadt, dagegen viele russischsprachige Einwohner. Die Volkszählung von 1930 ergab folgende Verhältnisse: 15% Ukrainer, 37% Russen, 38% Juden und 9% Rumänen.

Durch den Zweiten Weltkrieg mit der Ermordung sowie Verschleppung großer Teile der jüdischen Bevölkerung durch deutsche Nationalsozialisten sowie die rumänische Militärdiktatur unter Ion Antonescu haben sich die Einwohnerzahlen radikal geändert. Heute bezeichnen sich 72% der Bevölkerung als Ukrainer, 16% als Russen, 8% als Juden (Hebräer) und 4% als Rumänen.

Die Stadt Chotyn ist durch ihre Festung bekannt, die die Slawen zum Schutz des Dnister-Überganges eine Burganlage errichteten, zuerst als Holzbau und seit dem 13. Jahrhundert aus Stein. Die heutige Befestigungsanlage wurde vom moldawischen Fürsten Stefan cel Mare im 16. Jahrhundert errichtet. Bis ins 20. Jahrhundert blieb sie bedeutend und war Schauplatz mehrerer wichtiger Schlachten. König Wladysla IV. Wasa von Polen schlug hier im Jahre 1621 gemeinsam mit den Kosaken ein türkisches Heer; die Kosaken unter Timosch Chmelnyzki konnten die Festung in den Jahren 1650 und 1652/53 zweimal einnehmen. Jan Sobieski, König von Polen, besiegte in der Schlacht von Chotyn am 11. November 1673 die Türken zusammen mit moldauischen und kosakischen Truppen, wodurch der Friede von Butschatsch annulliert wurde.

Während der russisch-türkischen Kriege im 18. Jahrhundert war Chotyn wiederholt Schauplatz von Kämpfen: 1739 siegten hier die Russen unter General Münnich über die Türken, wogegen wieder die Türken 1768 die russischen Truppen unter den Mauern der Festung schlugen. Die Festung war danach mehrfach das Objekt russischer Eroberungen: 1769 durch Alexander Galizyn, 1788 durch Iwan Saltykow und 1807 durch Iwan Michelson. Die Festung war in sowjetischer Zeit als Schauplatz von Kinofilmen beliebt; über 50 Spielfilme hat man hier gedreht.