Bukowina
Bukowina ist eine historische Landschaft in der Westukraine, wobei die nördliche Gebietshälfte zur Ukraine gehört und Teil des Bezirkes Czernowitz ist. Hingegen gehört die südliche Hälfte zu Rumänien und ist Teil der Kreise Suceava. Die Benennung "Bukowina" stammt aus den slawischen Sprachen und bezeichnet ein mit Buchen bewaldetes Gebiet (veraltet deutsch Buchenland). Im Südwesten grenzt die Region an die Karpaten und deswegen berührt sie die Winnyzja, Lwiwer, Iwano-Frankiwsjk und Ternopoler Gebiete. Bukowina ist nicht so reich an Flüße, wie Transkarpatien, insgesamt gibt es in dieser Region mehr als 70 Flüßen, die größten von denen sind Dnister, Seret, Pruth und Tscheremosch.
Die Region ist reich an Bodenschätzen, insgesamt gibt
es vier Erdgaslagerstätten sowie Salz-, Gips- und Marmor-Lagerstätten; sehr
bekannt sind die Mineralquellen „Ischewska“, „Mazesta“, „Borzomi“ und
„Naftusja“.
Bukowina verfügt über eine hohe Anzahl von Sehenswürdigkeiten,
die nicht nur zum Naturschutzfond der Ukraine gehören, sondern auch zum Netz
der Unesco-Biosphärenreservate. Die Region bietet 7 Landschaftsschutzgebiete,
8 Nuturdenkmäler, den botanischen und dendrologischen Garten der Universität in
Chernowitz, die Naturparks in Wyschnyzja und Dendropark „Storoschynezjkyj“, die
von großer Bedeutung sind und auch zum
transnationalen ökologischen Netz der Karpaten (Projekt TACIS) gehören, an.
Dazu gibt es noch 136 Naturdenkmäler, 40 Parks und 39 Landschaftsschutzgebiete,
die von lokaler Bedeutung sind.
Dieser Teil der
Westukraine ist von einer sehr
vielfältigen Bevölkerung geprägt, die größten und bedeutendsten ethnischen
Gruppen sind die Ukrainer (75%), die Rumänier (12,7%), die Moldauer (7,3%), die
Russen (4,1%), die Polen (0,3%), die Weißrussen (0,2%) und die Juden (0,2%) (Volkszählung
2001). Seit jeher leben alle Nationalitäten zusammen und tragen zur Entwicklung
ihrer gemeinsamen Kultur und Geschichte bei, besonders stark wird die Kultur
von der Bevölkerungsgruppe der Rumänier beeinflusst, was sich auch in den Dialekten
und der Literatur wiederspiegelt.
Die ethnographische Besonderheit dieser Region ist die Teilung in drei ethnographische Gebiete: Huzulschtschyna, Bojkiwschtschyna und Lemkiwschtschyna.
Die Bevölkerungsgruppe
der Huzulen gehört zu den interessantesten in der ganzen Ukraine. Die Heimat der Huzulen sind die waldreichen Täler des Pruth und des Tscheremosch. Bis zum
Ende des 19. Jahrhunderts waren die Huzulen im unwegsamen Hochgebirge der
Karpaten von allen Entwicklungen der Zeitgeschichte abgeschnitten und lebten
nach ihren eigenen Gesetzen und Bräuchen. So gibt es auch nach über 100 Jahren
moderner Zivilisation noch immer Huzulen, die nach alter Sitte für sich alleine
im Einklang mit mit der Natur leben. Während der Sommermonate begeben sich
Gruppen der Huzulen auf die Hochebenen der Karpaten, um ihre Viehe und
hauptsächlich ihre Schafe dort zu weiden. Der Religion nach sind die Huzulen
hauptsächlich Anhänger der Griechisch-Katholischen Kirche und der Ukrainisch-orthodoxen
Kirche.
Die Huzulen sind durch ihre farbenhafte nationale
Kleidung und Holzschnitzerei, Lieder und Tänze (die sog. Kolomyjky), geheimnisvolle
Bräuche und Sitten und, natürlich, durch ihren Dialekt, der mit rumänischen Wörtern versetzt ist und fast
unverständlich für die Ukrainer sind, bekannt.
Im Westen der Huzulen-Region in den galizischen
Karpaten leben seit jeher die Bojken, dessen ethnographisches Territorium heute
teilweise zu Polen gehört. Das Zentrum
dieser Region ist das karpatische Städtchen Turka. Genau in diesem Gebiet der
ukrainischen Karpaten wurde Georg Franz Kolschitzky geboren, ein Händler,
Soldat und Dolmetscher, der das erste Kaffeehaus in Europa gegründet hat.
Die
dritte etnographische Gruppe sind die Lemken, die im ganz westlichen Teil der Karpaten
siedeln. Sie leben in den Niederen Beskiden und im Gebiet um Krynica. Der
karpatische Bergrücken Wododiljnyj teilt das Gebiet in Süd- und Nord-Lemkiwschtschyna.
Fast das ganze Territorium dieser ethnographischen Region gehört heute
administrativ zu Polen. Sowohl die Bojken wie auch die Lemken sind griechisch-katholischen
Glaubens (einige wenige orthodox) und sprechen eine Art ukrainische Mundart.
Die Unterschiede zwischen den beiden Volksstämmen sind geringfügig, sie äußern sich
hauptsächlich in der der Kleidung, Hausbau
oder in der Bewirtschaftung der Höfe. In Westeuropa sind die Lemken
relativ unbekannt. Sehr wenige wissen zum Beispiel, dass Andy Warhol ein
Lemke ist.